Rückblick: die Bergwacht Rhön-Spessart im Katastropheneinsatz.
16.02.2019 - Am 12. Januar 2019, gegen 18:00 Uhr erreichte die Regionalleitung der Bergwacht Rhön-Spessart ein Hilfegesuch. Es kam von den Kameradinnen und Kameraden der Bergwacht Chiemgau. Seit einigen Tagen herrschte im Landkreis Berchtesgadener Land bereits K-Alarm aufgrund von nicht mehr zu bewältigenden Schneemassen. Die Einsatzkräfte, die vor Ort zusammengezogen worden waren, waren bereits seit Tagen im Einsatz und mussten abgelöst werden. Bereits für den Folgetag, am frühen Nachmittag war die Abfahrt angesetzt. Dennoch meldeten sich aus den unterfränkischen Bergwacht-Bereitschaften 14 Helfer für den mehrtägigen Einsatz.
Nach mehrstündiger Fahrt in den Süden wurde am Abend die Gemeinschaftsunterkunft in Piding in der Nähe von Bad Reichenhall bezogen. Die Kräfte der Bergwacht waren dort in einer Turnhalle, gemeinsam mit etwa 150 anderen Helfern der anderen nordbayerischen Bergwachten und des THW, untergebracht.
Am Folgetag fand eine erste gemeinsam Einsatzbesprechung aller zur Unterstützung angereisten Bergwacht-Einsatzkräfte auf der Bergrettungswache Bad Reichenhall statt. Regionalleiter Klaus Burger wies auf den Einsatzauftrag ein. Gemeinsam mit Technischem Hilfswerk, der Bundespolizei und der Bundeswehr galt es für die Bergwachten eine Rehaklinik in Bischofswiesen von den Schneemassen zu befreien. Bei weiterhin starkem Schneefall und Wind wurde an diesem ersten Tag in reibungsloser Zusammenarbeit mit den anderen Organisationen mehrere tausend Quadratmeter Dachfläche vom brusthohen Schnee befreit. Die besondere Herausforderung bestand darin geeignete Sicherungspunkte für die Seile und Sicherungssysteme zu finden. Dank der gut ausgebildeten Aktiven Einsatzkräfte der Bergwacht, konnten aber auch hier geeignete Lösungen gefunden werden und Hand in Hand mit der eigentlichen Arbeit begonnen werden.
In der Zwischenzeit tagte die Führungsgruppe Katastrophenschutz im Landratsamt. Der Katstrophenfall für den Landkreis Berchtesgadener Land sollte noch verlängert werden. Die Regionalleitung Rhön-Spessart startete erneut einen Helferaufruf. Auch hier konnten sich umgehend zahlreiche Helferinnen und Helfer der Region melden. Es wurden bereits weiter Fahrzeuge bei den zuständigen BRK-Kreisverbänden organisiert und die Arbeitgeber kontaktiert, um die bereits eingesetzten Helfer aus Nordbayern auslösen zu können.
Durch die enormen Dachflächen der zahlreichen Gebäudeteile, war die Klinik nicht an einem Tag abzuarbeiten, weshalb tags darauf die bereits eingespielten Helferinnen und Helfer erneut auf den Weg nach Bischofswiesen machten. Am Abend des zweiten Tages konnte der Abschnittsleitung, welche aus zwei erfahrenen Bergwacht-Kameraden aus Bad Reichenhall bestand, das erfolgreiche Ende des Einsatzauftrages gemeldet werden. Der von Hand abgetragene Schnee stapelte sich an diesem Tag bis ins erste Obergeschoss.
Nachdem eine Wetterbesserung für die kommenden Tage vorausgesagt wurde, beschloss die FüGK, dass keine weiteren Helfer der Bergwachten mehr von Nöten seien. Die bereits in Marsch gesetzten Kolleginnen und Kollegen aus der Heimat, konnten zu Hause bleiben.
An Tag drei wurde der Bergwacht Rhön-Spessart eine Kletterhalle des DAV Berchtesgaden zugewiesen. Bei merklicher Wetterbesserung (- 1°C und strahlender Sonnenschein) ging die Arbeit leichter von der Hand. Eine gewisse Routine hatte sich laut Bericht der beteiligten Helfer bereits eingespielt. Nach der Sicherung auf dem Dach konnte zügig mit der Räumung der beiden Gebäudeteile begonnen werden. Mit dem Watzmann im Rücken und unter fachkundiger Anleitung der beiden Gruppenführer war die Arbeit kurz nach Mittag erledigt.
Noch am Selben Nachmittag konnte die Bergwacht Rhön-Spessart die Heimreise antreten.
Unser Dank geht vor Allem an die 14 Helfer, die am Einsatz teilnahmen und die Helfer, die sich für die Ablöse der Kollegen schon bereit gehalten haben aus allen Teilen der Region. Es ist nicht selbstverständlich, sich unentgeltlich mehrere Tage frei zu nehmen, um so fern von der Heimat Hilfe zu leisten. Weiterhin gilt der Dank den Familien und Freunden, den Arbeitgebern und Kollegen, die in diesen Tagen auf ihre Lieben und Kollegen verzichten mussten Außerdem geht der Dank an die Bergwacht-Region Chiemgau mit ihrer Regionalleitung. Die Helferinnen und Helfer aus Unterfranken wurden dort mit offenen Armen empfangen. Es herrschte stets guter Kommunikationsfluss und ein kameradschaftliches Miteinander.
Der Einsatz hat gezeigt, dass auch die Bergwacht ihren festen Platz im komplexen Hilfeleistungssystem hat. Gern sind wir dem Hilfegesuch der Kolleginnen und Kollegen aus dem Chiemgau nachgekommen und bleiben weiter im guten, kameradschaftlichen Kontakt. Die Helferinnen und Helfer behalten den Einsatz als großartige Erfahrung in der überbehördlichen Zusammenarbeit und als lehrreiche Tage in guter Erinnerung.
Unsere Mission + Menschen helfen!
Text und Bilder: Jonas Schneider (BW Oberbach)